Handaufzucht! Wenn die
Mutterkatze ausfällt
Wenn der
Mutterkatze kurz nach der Geburt oder in den ersten Lebenstagen der Kitten etwas
passiert, z.B. sie hat eine Gesäugeentzündung, eine Gebärmutterentzündung
oder gar Vereiterung, einen Kaiserschnitt, oder im schlimmsten Fall, sie ist verstorben,
dann steht man als Züchter vor einem Problem
.Was
tun mit den Kleinen?
Hat man keine 2. Kätzin die gerade Babys
hat oder keine Amme, heißt es: Die Kleinen mit dem Fläschchen aufziehen,
ein sehr sehr schwieriges Unterfangen. Da heißt es Tag und Nacht äußerste
Disziplin. Die Aufzucht von Neugeborenen verlangt einen sehr imensen persönlichen
Einsatz, vor allem nimmt es so viel Zeit in Anspruch!!
In meinem Fall
bekam die Mutterkatze 5 Tage nach der Geburt eine Gebärmuttervereiterung
mit Fieber, Lustlosigkeit. Die Babys mußten komplett von der Mutterkatze
getrennt werden um kein Risiko der Verseuchung von Streppto/Staphylokokken einzugehen,
denn das bedeutet den Tod der Babys. Die Mutterkatze mußte hochantibiotisch
behandelt werden und das über 2 X 10 Tage, dazwischen eine Woche Pause.
Und das bei 8 Babys!!
Leider hatte ich keine Amme und keine 2. Kätzin
die gerade Kitten hatte. Aber selbst eine andere Mutterkatze hätte neben
ihrem eigenen Wurf nicht auch noch 8 weitere Kitten aufziehen können. In
der ersten Woche heißt es, alle 2-3 Stunden, auch Nachts, füttern,
Bäuche massieren, um die Babys zum urinieren und abkoten zu animieren (was
sonst die Mutter wegleckt).
Ich habe mal ein paar Fotos
und Anmerkungen unserer Handaufzucht eingestellt.
Auf den Fotos sind die Babys allerdings schon
14 Tage alt und ich hatte schon 10 harte Tagen hinter mir, aber alles routiniert
im Griff. Es ist für Katzenbesitzer die damit nicht geübt sind und noch
nie Babys aufgezogen haben sehr schwierig, ja fast unmöglich, denn es muß
ein disziplnierter Ablauf rund um die Uhr eingehalten werden und hygienisch muss
alles top sein. Man kann sehr viel falsch machen, was Gesundheitsprobleme, schlimmsten
Fall den Tod der Kleinen zur Folge haben kann.
Ich
habe schon sehr sehr viele Kätzchen, sogar von Geburt an, versorgt und gefüttert,
komplett ohne Mutter. Ich habe auch schon viele Sorten der
Aufzuchtsmilch und verschiedene Fläschchen ausprobiert. Ich bin immer wieder
auf diese zurückgekommen.
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Zwischen jeder Mahlzeit
müssen die Flaschen sorgfältig gereinigt werden, am besten in einer
Sterilisierbox, wie man auch bei Menschenbabyfläschchen verwendet. |
Nun heißt es, man macht einen Plan, der immer
wieder gleich abläuft. Saubere ausgekochten Frottetücher, Küchenpapierrolle
und Handtücher sollten immer bereitliegen sowie sterile und saubere Fläschchen.
Es sollte immer alles zusammen an einem Platz stehen, das man nicht lange vor
der Fütterung suchen muß.
Kleiner Tipp
zur Erleichterung: Die Fläschen und das gesamte Fütterungsgeschirr/besteck
sofort nach der Fütterung gut und heiss ausspülen und in einer Plastikbox
mit ausgelegtem Küchenpapier
zusammenstellen für die nächste Fütterung.
Die
Milch muß bei jeder Fütterung mit abgekochtem heißen Wasser NEU
angerührt werden, darf nicht klumpen! Die Temperatur zum Füttern sollte
so sein, das, wenn man die Flasche an die Wange nimmt, sie angenehm warm ist (wie
man es bei Babys auch macht).
Nach Anordnung einrühren... |
....kräftig und lange
aufschütteln.... |
....und in die Fläschchen
füllen |
Auf den
Packungen bzw. Begleitzetteln sind die Mengen sehr detailiert angegeben, die zur
Fütterung der Kleinen angerührt werden müssen
In
der Zeit, indem die Fläschchen mit Babymilch abkühlen, versorge ich
die Babys mit Bauch massieren und animieren zum Geschäftchen machen.
Das
kann enorm stressig werden, wenn, wie in diesem Fall, 8 Babys alle ihr großes
Geschäftchen machen
Dann wird gefüttert im Akord, denn alle 8 haben
zur gleichen Zeit Hunger. Sind alle durch, fange ich nochmal von vorne an, denn
oft hat der eine oder andere noch ein bißchen Hunger. Dann wird nochmal
massiert und nochmal die Hinterteile geputzt, ob noch etwas abgeht oder bei dem
ein oder anderen geklemmt hat.
Sind alle satt, mache ich mir ein Schüsselchen
mit sehr warmem Wasser, tauche eine Waschlappen, wringe ihn gut aus und dann werden
die Babys gewaschen, wie mit der Zunge der Mutter nur ein bißchen größer.
Das mögen sie sehr und fangen in der Regel sofort
an zu schnurren.
Vernachlässigte Babys
in der Handaufzucht, wenn man sie nicht pflegt und wäscht, sehen bald verklebt
aus und bieten ein Bild des Jammers. Bakterien und Keime werden mit der Zeit zu
einem Problem, wenn man nicht alles sauber hält, d.h. die Babys selber, sowie
das Wurflager.
Es ist auch gleichzeitig eine Massage und der Verdauung
der Babys förderlich und sehr wohltuend und entspannend.
Abtrocknen - fertig. Bis in 3 -4 Stunden, da geht
wieder alles von vorne los.
Wenn
die Babys bei einer Fütterung, mit Popos putzen und Waschung so wie ich es
beschrieben habe, versorgt sind, fühlen sie sich wohl. Man merkt es, wenn
sie nicht mehr schreien und wohlig schnurren und anschliessend einschlafen.
Zeiten der Fütterung:
Babys 1 - 10 Tage alle 2- 3 Stunden (auch nachts) Babys 10 - 20 Tage alle 3 -
4 Stunden. Nachts nicht mehr, aber die letze Mahlzeit sollte noch um Mitternacht
gegeben werden, die erste Mahlzeit möglichst 6 Uhr Morgens.
Wenn
ich die ganz Frischgeborenen füttere, mache ich es in den ersten Lebenstagen
mit einer Pipette oder Aufziehspritze.
Babys
1 - 3 Tage alt = 2 ml pro Mahlzeit und pro Kitten
Babys 4 - 7 Tage alt
= 3 - 4 ml pro Mahlzeit und pro Kitten
Babys 8 - 9 Tage alt = 5 - 6 ml
pro Mahlzeit und pro Kitten
Ab 10. Tag füttere ich mit Fläschchen
und dann dürfen die Babys trinken wie sie möchten.
Ab 3. Woche nehme ich, der Menge wegen, diese Fläschchen die habe ich
mir selber bebastelt aus Kinderfläschen mit Gimpetnuckel. Das ist die Menge
für 8 Babys pro Mahlzeit in der 3. Woche. Nun bekommen sie 6 Mahlzeiten am
Tag. Die letzte um Mitternacht, die erste um 6 Uhr Morgens.
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Mit 3 Wochen haben sie einen enormen Zug, mit wackelnden Ohren
wird gierig getrunken.
Ab
der 4. Woche
kann man dieses Pulver
bei 1 - 2 Fütterungen der
Aufzuchtsmilch ersetzen. Es ist wohlschmeckend, sehr kalorienreich. Es ist ein
gut lösliches Pulver, das mit Wasser zu einem dünnen Brei verguirlt
wird. Man sollte es aber nur als Übergang der Aufzuchtsmilch zu Festnahrung
geben. Soll heißen: Wenn die Kitten mehr brauchen wie Aufzuchtsmilch, zum
Fressen aber noch zu dumm sind.
Es
ist ausschließlich beim Tierarzt erhältlich.
Man
kann es auch als Fläschchen zubereiten oder in Spritzgehäuse aufziehen
ober auch im Schälchen füttern, sowie die Kitten es schon schlabbern
können. Es ist auch gut für säugende Mütter, die körperlich
abbauen.
Hier
noch ein paar Tipps aus meinem Erfahrungskästchen:
Ich
persönlich (und ich weiss es auch von anderen) habe keine gute Erfahrung
gemacht mit Rotlicht, Wärmeflaschen und Heizdecken, die Babys können
nicht sagen: Es ist zu warm und trocknen auch sehr schnell aus. Besser ist es,
eine angenehme Raumtemperatur von 22° zu halten die Wurfkiste kuschelig auszulegen
und einen sauberen Strickpullover über die Babys zu legen. Ein Strickpullover
ist atmungsaktiv und hält die Wärme gleichbleibend. Man kann mal wechseln
mit einem anderen Pullover, den man für ein paar Minuten auf die Heizung
legt.
Hat
man keine Aufzuchtsmilch im Hause, geht es auch mit Dosenmilch (10%iger Bärenmarke),
angewärmt mit einer Prise Traubenzucker. Gibt es zur Not an jeder Tankstelle
oder Trinkhalle. Als ich vor meiner Zucht noch aktiv im
Katzenschutz gearbeitet habe, habe ich ganze Würfe ausschliesslich mit Dosenmilch
und Traubenzucker grossgezogen. Es ist nicht das 100%ig optimale, aber es geht
auch, kein Kitten hatte Probleme.
Und dann endlich!!!
Sie gehen zum Klo und fangen an, selbständig
zu fressen
Nun ist es überstanden - die Kitten
sind 7 Wochen alt.
Alle sind gesund, alle haben gute Verdauung
und alle fressen selbstständig.