Ein Wort vor ab. Die Geschichte ist wahr und lange her Polly ist mit fast 21 Jahren 2012 aus dem Leben gegangen, ihre 8 Kinder wurden auch alle sehr alt.

Hier ist Pollys Geschichte:

Polly, - eine Katze sucht sich "ihr" Zuhause!
(eine wahre Geschichte!!)

Es ist schon lange Jahre her, genau genommen war es Anfang 1991. Wir hatten einen Maine Coon Wurf von unserer Beauty Girl. Vier torbie Mädchen, eines schöner als das andere. So im Alter von 8 Wochen wurde eines der Mädchen ein bisschen auffällig im Verhalten. Während die anderen drei immer unsere Nähe suchten, so wie wir es eigentlich von unseren Katzenkids gewöhnt sind, hielt sich die kleine Polly zurück und beobachtete von weitem, wie die anderen Babys auf unseren Schoss krabbelten und sich schnurrend einrollten.


Polly (ganz links) mit Geschwister 6 Wch
(Foto von März 1991)

So sehr wir uns auch um sie bemühten, blieb sie distanziert, ansonsten war sie ganz normal.  Aber auch Polly fand eine Besitzerin. Ich verschwieg nicht, das sie eine "kleine Komische" war. Die Interessentin wollte sie trotzdem und holte Polly mit 14 Wochen ab. Zwei mal in der Woche rief die neue Besitzerin an, die Kleine hätte sich gut eingelebt, wäre schmusig und anhänglich. Allerdings lebte sie leider als Einzelkatze.
In der Regel verkaufen wir kein Jungtier als Einzeltier an Berufstätige, aber die Frau hatte mich getäuscht. Es sollte unmittelbar nach Pollys Einzug eine kleine Norwegerdame dazukommen. Es stimmte auch, die Kleine war bei der Züchterin angezahlt, aber irgendwie wurde nichts daraus, so blieb Polly alleine.

Wir sahen Probleme voraus, denn Polly war zwar zu Menschen distanziert, liebte aber Katzengesellschaft. Nach 8 Wochen ein empörter Anruf der Besitzerin. Polly wäre seit 2 Tagen unsauber, hinterläßt Häufchen und Pfützchen auf Teppichen und Kleidungsstücken. Sie war den ganzen Tag alleine, die Besitzerin 9 Stunden aus dem Haus. So wurde die so "hochgelobte heißgeliebte" Katze ganz tief fallengelassen.
Wir holten sie selben Tags ab, zurück zu uns. Vier Wochen beobachtete ich sie ganz intensiv. Von Unsauberkeit absolut keine Spur. Polly war wie umgewandelt, war aufgeschlossen, schmusig und auch anhänglich. Leichte Distanz bewahrte sie sich aber. Polly wurde wieder angeboten, denn bleiben sollte sie nicht, die Zahl unserer Katzen-Bewohner war genug, fanden wir.

Es kamen auch Interessenten für Polly.
Jedesmal wenn ich sie zeigen wollte, kam sie nicht. Lockte ich sie, damit man sie ansehen konnte, aus ihren Verstecken, machte sie auf scheu und ängstlich und fauchte die Leute an. Einmal wollte sie nicht aus ihrer Kratzbaumhöhle kommen und ich mußte sie holen, denn die Leute waren extra nur für sie gekommen.

Aber das ohne Polly!!

Sie zeigte sich von einer Seite die ich von ihr überhaupt nicht kannte, legte ein Raubtierverhalten an den Tag, knurrte und kratzte nach den Interessenten. Aber waren die weg, schnurrte sie uns um die Füße, so als wolle sie sich entschuldigen. Wir waren ratlos. Alles in ihr schien zu schreien: Ich will hier nicht weg!! Nach einigen Interessenten und als sich dieses Gebaren immer wiederholte, gaben wir auf und wir entschlossen uns, dann bleibt sie eben.


Polly noch bei uns mit 8 Monaten,
(Foto von Okt. 1991)

Als Polly 8 Monate war, meldeten sich Interessenten aus Krefeld. Sie wollten einen braungestromten Kater, müsse nicht sofort sein.

Ich hatte noch ein blau/weißes Mädchen abzugeben, 6 Mon. alt  und erwartete 2 Würfe. So lud ich die Familie ein, sich ganz unverbindlich unsere Zucht und unsere Tiere mal anzusehen, um sich ein Bild zu machen und einen Eindruck zu kriegen. Sie kamen und wir plauderten angeregt, natürlich über Katzen. Bei ihnen lebten 3 Hauskater, sie hatten ein großes Haus mit eingezäunter Terrasse, 3 Kinder im Alter von 15, 10 und 7 Jahren und ganz viel Liebe für Katzen, das hörte man. Unsere blau/weiße Quicina war nicht so das was sie suchten, so wollten sie auf den nächsten Wurf warten.

Und dann trat Polly auf den Plan!


Foto noch bei uns Okt. 1991

Ganz langsam erschien sie in der Tür zum Wohnzimmer, blieb stehen und präsentierte sich in ihrer vollen Schönheit und beäugte unseren Besuch. Zögernd kam sie näher und beschnupperte alle, ging über deren Schöße hinweg zu Stefan dem 15jährigen Sohn um sich streicheln zu lassen.

Ich glaubte kaum was ich sah, war so erstaunt und sagte ganz spontan.
"Und das ist Polly, die hätten wir auch noch abzugeben". Ich verschwieg aber erst Pollys Vorgeschichte. Die Familie war begeistert von ihr, wollten aber einen Tag Bedenkzeit um Familienrat zu halten. Ich selber war sehr skeptisch. Was, - wenn es wieder nicht klappte? Nächsten Tags, ein Anruf. Wir wollen Polly haben! Zwei Tage später waren wir mit Polly im Korb auf dem Weg nach Krefeld, aber mit gemischten Gefühlen.

Angekommen, Korb auf, ging es mit Polly und den Katern ganz gut, zumindest gab es keinen Streit. Die alteingesessenen Kater "Pascha, Felix, Cäsar" beschnupperten sie neugierig.
Wir hielten es dann aber doch für richtig, Pollys Vorgeschichte zu erzählen. Es wurde gut aufgenommen und nicht negativ gewertet. Alles ging tatsächlich gut. Polly fühlte sich wohl, nur mit den Menschen hielt sie sich immer eine gewisse Distanz und war nicht gerade die Anhänglichste. Wir hielten Kontakt.

Nach und nach taute Polly auf und da sie immer noch schöner wurde, wollte die ganze Familie einstimmig gerne mal einen Wurf mit Polly machen. Wir halfen bei der Suche nach einem geeigneten Kater, fanden ihn auch in unserem Freundeskreis. Polly ging auf Hochzeitsreise, mit Erfolg und 9 Wochen darauf warf Polly 8 gesunde Kitten. 6 Mädchen und 2 Kater. Die Babys waren wunderschön!!
Dann kam die Zeit der Trennung, sie sollten ja verkauft werden.

Nach einigen schlaflosen Nächten und Tränen der Frau des Hauses, wurde einstimmig beschlossen: Keines der Katzenkinder wechselt das Zuhause, alle Polly-Kinder bleiben da. So blieb es dann auch dabei. Der 8er Wurf wuchs heran und kein Kitten wurde verkauft. Alle Kinder wurden bei Geschlechtsreife  kastriert und alle lebten zusammen in einer großen Katzenfamilie in der Polly Chef war. Muß man vor so einer Entscheidung nicht den Hut ziehen??

Wir hatten noch einige Jahre freundschaftlichen Kontakt, trafen uns zu einem Fäßchen Bier oder Schöppchen Wein. Es wurde gegrillt und wir erzählten immer wieder von Polly. So wie man sie jetzt sah, war sie glücklich. Aber - hatte sie sich das nicht selber ausgesucht?? Unser Dank gilt nach wie vor Gabi und Klaus, die Polly nie als Secondhand-Katze sahen, nie über ihr Verhalten gemosert haben, an Polly keine Anforderungen stellten und  ihr ein super Zuhause gaben bis zum Tod. Nur so konnte sie sich zu einer selbstbewußten Schmusekatze entwickeln die sie wurde, mit Vertrauen in "ihre" selbstausgesuchten  Menschen.

 
Polly ganz selbstbewußt im Alter von 4 Jahren.

**Polly sowie alle ihre 8 Kinder die zwischen 17 und 20 Jahre alt wurden leben nicht mehr. Polly wurde fast 21 Jahre alt.