Die dicke Katze im Schnee
(wahre Geschichte)

"Da ist sie wieder, die dicke gestromte Katze" rief mein Mann. "Da hinten sitzt sie wieder neben dem Vogelhäuschen unter der Tanne".
Seit 5 Wochen kam sie schon, jeden Abend um die gleiche Zeit in unseren Hinterhof. Wir wohnten damals im ersten Stock und konnten sie vom Fenster aus sehen. Ich brachte ihr dann immer einen vollgehäuften Napf mit Futter runter, den sie, wenn ich wieder weg war, gierig verschlang. Es war eine Portion die sich drei unserer Maine Coon Katzen teilten und die konnten auch gut futtern.

"Ich glaube sie ist tragend, die Arme"
sagte ich an diesem Abend.
"Ach", - winkte mein Mann ab. "Die ist einfach nur fett, die frißt sich überall durch. Außerdem ist nicht die Jahreszeit für Katzenbabys bei den Wilden".

Hoffentlich, dachte ich, denn es war Dezember, es lag Schnee und es war sehr kalt. Mein Mann hatte der Dicken eine Holzkiste für die kalten Nächte gebaut, ausgekleidet mit einer Styroporplatte und darüber ein Holzboden und eine Einstiegsluke. Die große Kiste 1.50 x 1.50 m stand in unserer Waschküche. Da kamen am frühen Abend drei heiße Wärmeflaschen rein und eine kuschelige Decke drüber. Nach dem Futter zog sich die Dicke für die Nacht dorthin zurück. Das Fenster zur Waschküche war immer auf, so konnte sie raus und rein. In den Vormittagsstunden war sie meist verschwunden und kam am Frühabend wieder.


Die Dicke, wie sie bei uns genannt
wurde, in unserer Waschküche

Gegen 23:00 erneuerte ich die Wärmeflaschen nochmal, so hatte sie es mollig warm für die Nacht. Auch eine Schale angewärmte Dosenmilch mit einem Eigelb und Vitaminflocken stellte ich ihr hin. Wenn sie da war, sprang sie immer auf eines der oberen Rohre und beobachtete wie ich ihr Lager zurechtmachte. Anfassen ließ sie sich nicht. Eine Distanz von 3 Metern hatte ich unbedingt einzuhalten. Ich redete dann mit ihr und sie maunzte zurück.

Eines Morgens kam ich in die Waschküche um die Wärmeflaschen und die ausgeleckte Schale zu holen und um ihr Lager herzurichten und auszusprühen mit Flohspray. Die Dicke war sonst immer um die Zeit um 9:30 weg. Diesmal nicht. Sie lag in ihrer Kiste und um sie herum piepsten funf frischgeborene Katzenbabys, noch ganz nass waren sie.

"Hab ich es doch gewußt, das du Kinder kriegst"
sagte ich zu ihr. Ich durfte nur zu ihr heran wenn ich die Fluchtdistanz einhielt. Ich wollte lieber nicht riskieren, was sie machte, wenn ich mich ihren Kindern näherte. Es waren zwei schwarze und 3 braungestromte Katzenbabys.

Aber wie sollte ich jetzt ihre Kiste herrichten, damit Mutter und Babys es sauber und warm hatten??? Mein Mann hatte mal wieder die Idee. Er baute im Eilverfahren nochmal dieselbe Kiste mit derselben Einstiegsluke. So konnte man sie aneinander schieben, das es eine riesige Kiste war und immer einen Teil abziehen um die Wärmeflaschen reinzulegen und das Lager zu säubern. Bei der Kälte würde sie sich die wärmste Stelle aussuchen und am nächsten Morgen konnte ich die andere reinigen und mit Wärmeflaschen und frischgewaschenen Decken auslegen.

Die Dicke war schlau und es klappte prima!! Langsam bekam sie Vertrauen zu mir, so das sie die Kiste gar nicht mehr verließ wenn ich kam. Ich durfte sogar zaghaft ihre Babys streicheln, aber nur kurz. Ab und zu, wenn sie ganz gut gelaunt war, genehmigte sie es mir über ihren Rücken zu streicheln, aber schnell. Dauerte es ihr zu lange, fauchte sie und schlug nach mir und dabei machte sie Gebrauch von ihren messerscharfen kräftigen Krallen.

Die Kleinen gediehen prächtig. Ich sorgte für ausreichend Futter und Wärme.

Die Babys waren gerade 6 Wochen alt, da kam die Dicke nicht mehr von ihren Ausflügen zurück zum Lager. Es mußte etwas Schlimmes passiert sein, denn sonst hätte sie ihre Babys niemals im Stich gelassen. Wir pflegten und fütterten die Kleinen und spielten mit ihnen in der Waschküche und versuchten sie an Hände zu gewöhnen. Es waren zwei Katerchen und drei Mädchen. Ich gab ihnen Namen. Teddi und Tobi für die Jungs Tammi, Tussi und Trulli für die Mädels.

Ihre Mama vermißten sie sehr. Wir ließen sie mit 10 Wochen impfen , sie wurden entwurmt und dann suchten wir geeignete Zuhause, was nicht einfach war, denn so zahm und unkompliziert wie unsere Coonies wurden sie nie, denn sie kannten ja nur die Waschküche und stammten von freilebenden Eltern. Sie mußten zu Leuten wo sie rauskamen, sie waren wild und auch nicht zuverlässig stubenrein. Aber alle bekamen ein gutes Zuhause mit Freigang.

Die Dicke haben wir nie wieder gesehen. Auch unsere Suche nach ihr mit angehefteten Flugblättern, sowie Anoncen waren erfolglos.